Es gibt kein einheitliches Verwahrstellen-modell für alle

Asset Owner Academy I Insights Series

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Es gibt kein einheitliches Verwahrstellen-modell für alle

Asset Owner Academy I Insights Series

März 2022

By Xavier van den Brande
and Marvin Vervaart

Asset Owner bewegen sich in einer unsicheren Investitionslandschaft, die durch ein Niedrigzinsumfeld und eine gesteigerte Erwartungshaltung der Aktionäre geprägt ist. Neue Investmentstrategien sowie erweiterte Transparenz- und Governance-Anforderungen veranlassen Asset Owner ihre Betriebsmodelle über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu optimieren, um die Anlagerendite zu optimieren.

Diese Erwägungen können umfassen, sind aber nicht beschränkt auf:

  • Das Gleichgewicht zwischen interner und ausgelagerter Anlageverwaltung
  • Daten- und Technologie-Plattformen, um Investitionsprozesse zu stärken
  • Reporting und Risikolösungen auf Gesamtportfolioebene
  • Insourcing versus Outsourcing von Middle-Office-Prozessen

In diesem Zusammenhang ist es eine kritische Entscheidung, welcher Teil der betrieblichen Wertschöpfungskette intern gehalten oder ausgelagert werden soll. Ebenso wichtig ist die Auswahl eines geeigneten Outsourcing-Partners.

 

Verwahrstellen spielen für Asset Owner im Middle- und Front-Office-Bereich eine immer wichtigere Rolle. Für die größten Asset Owners kann es bei der Auswahl einer Wertpapierverwahrung manchmal notwendig sein, eine Entscheidung für ein Geschäftsmodell mit einer oder mehreren Verwahrstellen zu treffen. Manche Asset Owner ernennen mehrere Verwahrstellen, um konkrete Zielvorstellungen zu erreichen: einschließlich des Managements von Kontrahentenrisiken oder den Zugriff auf lokales Fachwissen. 

 

Asset Owner stellen sich berechtigterweise die Frage, welches dieser Modelle für ihre Zwecke optimal geeignet ist, aber der Mangel an datengestützten Analysen erschwert es hierbei zu einer fundierten Schlussfolgerung zu gelangen. Durch eine Überprüfung der 50 weltweit führenden Asset Owner, mit denen BNY Mellon zusammenarbeitet, wird deutlich, dass es kein einheitliches Verwahrstellenmodell gibt. Die Entscheidung für eine oder mehrere Verwahrstellen hängt von einer Reihe von Faktoren – wie beispielsweise lokale Marktunterschiede sowie die organisationseigene Entwicklung – ab.

 

Zu den 50 größten geprüften Unternehmen gehören drei unterschiedliche Arten von Asset Ownern: Zentralbanken, Pensionskassen und Staatsfonds aus Asien, Europa und Amerika mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 23 Billionen US-Dollar.

Abbildung 1: Prüfung der 50 größten Asset Owners, nach Region und Klassifikation des Asset Owners

Figure 1: Top 50 Asset Owners’ Review, by Region and Asset Owner Type

Verwahrungsmodelle der 50 größten Asset Owners

 

Eine Prüfung der 50 größten Asset Owners, mit denen BNY Mellon zusammenarbeitet, ergab fünf unterschiedliche Verwahrungsmodelle und deren entsprechende Umsetzungen.

  1. Einfaches Verwahrstellenmodell (Single-Custodial Model): Alle Vermögenswerte werden unabhängig vom Investmentansatz, Anlageklasse oder Region bei einer Verwahrstelle gehalten.
  2. Multi-Verwahrstellenmodell (Multi-Custodial Model) (Geographisch): Die Auswahl der Verwahrstellen hängt davon ab, wo sich die Vermögenswerte befinden (z.B. entwickelte Märkte oder Schwellenmärkte).
  3. Multi-Verwahrstellenmodell (Multi-Custodial Model) (Basierend auf Anlageklassen): Die Auswahl der Verwahrstellen basiert auf der Art der Anlageklassen (Aktien, Fixed Income, alternative Anlagen)
  4. Multi-Verwahrstellenmodell (Multi-Custodial Model) (Basierend auf Investment Manager): Die Auswahl der Verwahrstellen basiert auf internem oder ausgelagertem Investment Management.
  5. Multi-Verwahrstellenmodell (Multi-Custodial Model) (Hybrid): Die Auswahl der Verwahrstellen basiert auf einer Kombination von Punkt 2, 3 und 4.

Abbildung 2: Prüfung der 50 größten Asset Owners, nach Verwahrstellenmodell

Figure 2: Top 50 Asset Owners’ Review, by Custodial Model

* Anmerkung: Die restlichen 6% in unserer Prüfung beziehen sich auf drei Zentralbanken, die keine Verwahrstelle nutzen.

Betrachtet man die fünf Modelle, dann lassen sich spezifische Nuancen auf regionaler und Segmentebene beobachten:

  • Das einfache Verwahrstellenmodell (Single-Custodial Model) ist das am weitesten verbreitete Modell und repräsentiert 44% der Top-50 Asset Owner, gefolgt vom geographischen- (22%), Hybrid- (14%), Anlageklasse-basierten (8%) und Investment Manager-basierten (6%) Multi-Verwahrstellenmodell.
  • Das einfache Verwahrstellenmodell wird hauptsächlich von den US- und europäischen Pensionsfonds vorangetrieben, welche dieses Modell – mit ein paar bemerkenswerten Ausnahmen – einführen.
  • Die Hälfte der asiatischen Asset Owner - bei denen es sich hauptsächlich um Zentralbanken und Pensionsfonds handelt – nutzen eine Variante des geographischen Multi-Verwahrstellenmodells (inländische versus internationale Vermögenswerte oder entwickelte versus aufstrebende Märkte).
  • Zwei Drittel der Staatsfonds weltweit verwenden ein hybrides Multi-Verwahrstellenmodell, bei dem mehr als vier unterschiedliche Verwahrstellen ausgewählt werden.
  • Die Mehrheit der europäischen Zentralbanken setzt keine Verwahrstellen ein, sondern ernennt stattdessen inländische Zentralverwahrer zur Verwahrung der Vermögenswerte. Die Zentralbanken haben damit begonnen ihre Beteiligungen zu diversifizieren (z.B. ETFs, Kredite, Aktien), was zu einer verstärkten Mandatierung von Verwahrstellen führen könnte.

 

Wichtige Überlegungen bei der Auswahl eines Verwahrstellenmodells

 

Die Auswahl eines Verwahrstellenmodells wird in vielen Fällen auf Grundlage von fünf allgemeinen Zielsetzungen getroffen, die grundsätzlich sowohl mit der einfachen- als auch mit der Multi-Verwahrstellen-Konfiguration erreicht werden können. Die Wichtigkeit dieser Zielvorstellungen können, abhängig von den Prioritäten oder kulturellen Gegebenheiten einer Organisation, variieren. Bei der Auswahl berücksichtigen Asset Owners für gewöhnlich Folgendes:

  1. Wirtschaftlichkeit – Bei der Beauftragung verschiedener Verwahrstellen benötigen Asset Owner eine Lösung zur Datenkonsolidierung, um Investments sowie unternehmensweite Investmentrisiken zentral zu überwachen und das externe Stakeholder-Reporting zu unterstützen.
  2. Kontrahentenrisiko – anstatt Vermögenswerte bei einer einzigen Verwahrstelle zu belassen, ernennen Asset Owner verschiedene Verwahrstellen mit hoher Bonität, um die Sicherheit der Vermögenswerte zu gewährleisten und Kontrahentenrisiken zu minimieren.
  3. Zugang zu Märkten – Asset Owner profitieren von der starken Marktanbindung der global agierenden Verwahrstellen. Deren lokale Fachexpertise kann insbesondere bei den komplexen Anforderungen in einigen Emerging Markets von Nutzen sein.
  4. Benchmarking – durch die Ernennung mehrerer Verwahrstellen haben Asset Owner die Möglichkeit, Dienstleistungen zwischen den Anbietern zu vergleichen, um Effizienzen und eine wettbewerbsfähige Preispolitik zu schaffen.
  5. Datenschutz und Vertraulichkeit von Daten – Asset Owner ernennen mehrere Verwahrstellen, um eine Aufsicht auf Gesamtportfolioebene zu vermeiden und die Vertraulichkeit der Daten zu wahren.

“Asset Owners stehen mehr denn je einer Vielzahl an Herausforderungen gegenüber, die sich auf ihre Prognosen, Prioritäten und die Entscheidungsfindung auswirken. Sie nehmen ihre Dienstleister zunehmend in die Pflicht, um Lösungen aufeinander abzustimmen und Informationen über Investment- und Betriebsprozesse hinweg bereitzustellen, um hierdurch umfassende Einsichten und eine bessere Übersicht zu erhalten, damit sie ihre strategischen Prioritäten erfüllen können,“ sagt Rohan Singh, Global Head of Asset Owners, Asset Servicing und Digital bei BNY Mellon.

 

Während die meisten Ziele durch jedes der Modelle erreicht werden können, ist die Wahl des Anbieters für die effiziente Umsetzung des Modells von entscheidender Bedeutung für den Erfolg.

Besuchen Sie unsere  BNY Mellon Asset Owner Academy – eine Plattform zum Austausch von außergewöhnlichen Ideen, Einblicken und Wissen, um Asset Owner dabei zu unterstützen bei der Transformation ihrer Betriebsmodelle agil zu bleiben.

Xavier van den Brande

Head of Asset Owners, Europa

Marvin Vervaart

Client Solutions Manager, Asset Owners

Asset Servicing Global Disclosure

 

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